
Ingrid Nicoloff |
Über die Autorin
Schon als junges Mädchen war ich von fremden Ländern fasziniert.
Mit neun Jahren las ich die ersten Bücher von Karl May, obwohl mir
die Menschen und Landschaften darin doch recht fremdartig vorkamen. Das
Fernsehen gab es in Deutschland damals noch nicht, ich war also auf meinen
Atlas angewiesen, und eigentlich hatte man in den Nachkriegsjahren auch
andere Sorgen. In der Schule gehörte ich zu den eigenwilligen Kindern
und lernte nur das, was mir passend erschien. Außerdem war ich Linkshänderin,
was die Lehrer nicht gerne sahen. Trotzdem bestand ich meine Schulprüfungen
und erlernte einen kaufmännischen Beruf. Nach Ende meiner Ausbildung
packte ich meinen Koffer und übersiedelte für ein Jahr nach
England. Dieses eine Jahr sollte meinen Charakter nachhaltig prägen.
In Deutschland zurück fand ich mit meinen guten Sprachkenntnissen
bald eine Stellung in Düsseldorf und teilte mir die Wohnung mit einer
Freundin.
Eines Tages luden mich Freunde zum Segeln nach Holland ein. Dort lernte
ich Fin, meinen späteren Mann, kennen. Er war mehr als fünfzehn
Jahre älter als ich, was mir anfangs Sorgen machte. Fin war Jurist
und arbeitete in einem Ministerium als Personalchef. Eines Tages entschloss
er sich, Deutschland zu verlassen, einen Posten bei den Vereinten Nationen
anzunehmen und mit mir ein neues Leben aufzubauen. Er übernahm unter
anderen die Stellung des Chefs für Industrieentwicklung in Afrika
und wurde mit diplomatischem Status versehen.
Fin war im Krieg Pilot gewesen und hatte später den Pilotenschein
für Privatflugzeuge gemacht. Während unseres einjährigen
Aufenthaltes in New York, wo Fin bereits für die UNO arbeitete, war
es einfach, sich der Sportfliegerei zu widmen. Aber auch später,
in Afrika, hatten wir viel Freude daran, das Land aus der Luft zu betrachten.
Die Rolle, die mir als junger Frau von fünfundzwanzig Jahren in Amerika
und dann in Afrika zufiel, war nicht ganz einfach. Besonders in Afrika,
wo die Verhältnisse in den Sechziger- und Siebzigerjahren mitunter
recht kompliziert waren, musste ich viele Probleme bewältigen, um
meinen Mann bei seiner Aufgabe angemessen zu unterstützen. Unter
anderem lernte ich auch, mit Personal umzugehen und mit den unübersichtlichen
Lebensbedingungen fertig zu werden. Als ich nach einem Jahr alles im Griff
hatte und unser Leben gut eingespielt war, wurde Fin – 1968 –
nach Wien zur UNIDO versetzt.
Wir lebten uns in Wien schnell ein, weil wir Österreich liebten.
Ich arbeitete bei einem großen Konzern und nahm die österreichische
Staatsbürgerschaft an. Unser Leben war sehr anregend, wir reisten
viel, Fin aus dienstlichen Gründen, und ich begleitete ihn, soweit
es mein Beruf erlaubte. Unsere Freizeit war von Bergsteigen, Fliegen und
Segeln ausgefüllt.
Fin verließ die UNIDO erst nach mehr als zwanzig Jahren und übernahm
nur noch einzelne Aufgaben, aber auch in dieser Zeit war keine Rede von
Langeweile.
Jetzt, nachdem Fin nach langer Krankheit dahingegangen ist, habe ich Zeit,
meine Aufzeichnungen durchzusehen und über längst vergangene
Reisen nachzudenken. Ich möchte meine Leserinnen und Leser gerne
an unseren interessanten und aufregenden Erlebnissen teilhaben lassen.

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