Über den Gedichtband |
Antje Schweinfurth schrieb anfänglich in Reimen, aber sie kam bald
zu der Ansicht, dass gefühlte und gelebte Poesie keiner Reime bedarf.
Ihre Intention ist eine klare, direkte und einfache Sprache, die jede/r
verstehen und in der sich jede/r wiederfinden kann. Ihre Themen sind unmittelbar
aus dem Leben gegriffen, sie entstanden aus persönlichen Erfahrungen
und dem Beobachten der Menschen und dem Kommunizieren mit ihnen. Die Autorin
sieht ihre Gedichte als Aufforderung an die Mitmenschen, sich ihren Gefühlen
zu stellen, den Sinn ihres Lebens zu suchen und zu finden, um dadurch menschlicher
zu leben, in unserer Welt aus Schein, Virtualität und Entfremdung.
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Rezension
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Erotische Lyrik auf dem Anrufbeantworter
Sie ruft den Anrufbeantworter des Geliebten an, nur um seine Stimme zu
hören. Sie sitzt mit Kind und Gatten im Café, nur um sich
vom Gemahl anzuhören, dass er sie für ein kleines dummes Ding
hält. Sie tanzt ins Vergessen, nur um sich den Geliebten aus dem
Herzen zu reißen. Antje Schweinfurth entfaltet in ihrem Gedichtband
Getroffen ein Kaleidoskop der Liebe. Ob zum Ehemann, zum Geliebten
oder zur Schwester – für jeden hat die Lyrikerin passende Worte.
Durch deren Prägnanz treffen sie, dem Buchtitel entsprechend, mitten
ins Herz, anflehend wie anklagend. Sparsam eingesetzte Zeichnungen von
Heiderose Erb-Beck runden die klare und direkte Sprache von Antje Schweinfurth
ab. Persönliche Erfahrungen und Beobachtungen von Menschen sprechen
aus den teils stark erotisch gefärbten Zeilen. Sie vermitteln dem
Leser auf wunderbare Weise Emotionen, die zum Innehalten verleiten und
die Frage aufwerfen: Wofür lohnt sich die Hetze im Leben?
(Bayerische Staatszeitung)
Zwiespältiges Spiel mit den Worten
Antje Schweinfurth stellt ersten Gedichtband vor
(DK) Zugegeben, mit Gedichten ist es so eine Sache. Subjektiv greift die
Feder des Autors einen Blickwinkel seines Lebens auf, in der Hoffnung,
das Spiel mit den Worten weckt bei den Lesern bestimmte Gefühle.
Überraschende Wortwendungen können da auf tausend verschiedene
Weisen etwas durchaus Alltägliches beschreiben. Der Traum beispielsweise
hat in einem Gedicht die Chance, alles zu werden. Antje Schweinfurth jedoch
nimmt ihm in ihrem ersten Gedichtband Getroffen jede Freiheit,
sich zu entfalten. Sie lässt den Traum banal zerplatzen und schiebt
das abgegriffene Bild der Seifenblase hinterher. Das tut weh, allerdings
auf eine andere Weise, als Gedichte eigentlich schmerzen sollten.
Fast scheint es, als versuche die 1966 in Thüringen geborene Autorin
und studierte Betriebswirtschaftlerin, Lyrik zu konstruieren, indem sie
fertige Sätze aufsplittet. In kurze Sätze, einzelne Worte und
breite Abstände dazwischen. Sätze, die in einem Prosatext vielleicht
besser aufgehoben wären. Thematisch bewegt sie sich zwischen einem
One-night stand, Beim Frauenarzt und einem Blackout.
Da verschwindet jemand von der Bildfläche, Schwalben
bleiben die Boten des Sommers, und der Himmel ist von
Sternen übersät.
Mittendrin bleibt manchmal durchaus Platz für gute Ideen, überraschende
Wendungen und einen Hauch Nachdenklichkeit. Getroffen wie
der Titel verspricht, ist der Leser dann wirklich – weil er so lange
nach so einem Gefühl suchen musste. Mit einer ähnlich merkwürdigen
Mischung aus Peinlichkeit und Schönheit begleiten zehn Zeichnungen
von Heide Erb-Beck die lyrischen Ausflüge der Autorin.
(Isolde Müller/Donaukurier, Ingolstadt) |